Hl. Blutkapelle

Geschichte

Lebensgeschichte der Gründerin der Kongregation der Schwestern vom Kostbaren Blut, Anna Maria Brunner (1764-1836)

Anna Maria Brunner wurde am 1. Oktober 1764 als zweites von fünf Kindern den Eheleuten Adam und Elisabeth Propst zu Mümliswil im schweizerischen Kanton Solothurn geboren. Ihre Eltern waren brave rechtschaffene Menschen, die mit einfachen Handwerken ihr tägliches Brot verdienten. Anna Maria wuchs in ein zwar mühseliges, aber von der unverdorbenen Natur froh geprägtes Leben hinein. Der katholische Glaube bildete den tragenden Grund des Familienlebens, und die hl. Messe am Sonntag in der eine halbe Wegstunde entfernten Pfarrkirche war der geistliche Höhepunkt einer unbeschwerten Kindheit.

Noch als Jugendliche ging sie, der damaligen Sitte gemäss, daran, durch eigene Arbeit zum Lebensunterhalt beizutragen. Dazu verdingte sie sich als Magd bei den Brunners am hinteren Beibelberg, einer Bauernfamilie in der Gegend. Die Arbeit wurde schwerer, die Entfernung zur Kirche grösser. Anna Maria aber war bald der allseits geachtete und geschätzte gute Geist des Hauses, so dass ihr der Hausvater sogar das ganze Hauswesen unterstellte. Der älteste Sohn Johann schätzte sie besonders und nach reiflicher Überlegung beider heirateten sie und gründeten ihre eigene Familie. Sie bauten unweit vom Elternhaus, am vorderen Beibelberg, einen neuen Bauernhof.

Ihr Leben als Mutter und Hausfrau war angefüllt von vorbildlicher Erfüllung der häuslichen, mütterlichen und religiösen Pflichten. Ihre Kinder erzogen die Eheleute streng, aber mit Liebe. Sie kümmerten sich um Bildung und gutes Beispiel. Drei der sechs Kinder ergriffen einen geistlichen Beruf, zwei verheirateten sich, eines starb früh.

Gegen Ende ihres Lebens verspürte sie eine drängende Sehnsucht, ihr Leben ganz Gott zu weihen. Um Klarheit darüber zu gewinnen, machte sie mehrere Wallfahrten zur Gottesmutter, schliesslich auch nach Rom, wohin sie ihren ältesten Sohn, Pater Franz Sales Brunner, begleitete. Dort lernte sie die Erzbruderschaft vom Kostbaren Blut kennen, trat ihr bei und entdeckte ihre Berufung zur innigen Verehrung und Aufopferung des Blutes Jesu Christi zum Heil der Welt.

In die Schweiz zurückgekehrt führte sie im graubündnerischen Schloss Löwenberg ein Leben des Gebets und der tätigen Nächstenliebe, dass sehr bald Nachahmer fand. Um Mutter Brunner herum entstand 1834 die Schwesternversammlung vom Kostbaren Blut. Am 15. Januar 1836 starb Mutter Brunner im Rufe der Heiligkeit. Tod und Beerdigung riefen ein ausserordentliches Echo hervor, die Anteilnahme von Volk und Klerus bedeutsam. Bei der Exhumierung knapp 100 Jahre später fanden sich ihre betenden Hände unverwest.